Nore Dress

Auf diesen Schnitt von Compagnie M. wurde ich schon vor der Blogtour – hier und hier -aufmerksam und musste ihn unbedingt haben, und ließ es mir nicht nehmen, auch dem Kätzchen ein raffiniertes Kleid mit Taschen zu nähen! Und natürlich habe ich mich dazu verleiten lassen, die wunderschönen Stoffe von Nosh zu verwenden. Und nun ist es auch schon wieder eine ganze Zeit lang her, dass dieses Nore Dress genäht wurde. Die Bilder dazu sind anlässlich des Nore-Contest Ende Mai entstanden und scheinen somit aus einer anderen Zeit zu stammen. Denn mit dem zweiten Geburtstag wurde anscheinend auch der ein oder andere Schalter in der Zentrale des Kätzchens umgelegt und wirbelt unseren Alltag ordentlich durcheinander.

11Kaum wurde das Kätzchen vor gut vier Wochen zwei, befinden wir uns anscheinend auch schon mitten in der sogenannten Trotz-Phase. Kaum zu glauben, aber es hat uns voll erwischt. Täglich stolpern wir über unvorhersehbare Weltuntergänge aufgrund der noch so unbedeutendsten Ereignisse und Handlungen. Vorwarnen konnte uns da niemand, oder?
„Alleine machen“ begleitet uns schon eine ganze Zeit lang und das Kätzchen darf vieles wirklich alleine machen und lässt auch in der Regel wirklich mit sich reden, wenn sie unseres Erachtens bei etwas Hilfe benötigt. Doch die derzeitigen Dramen stellen alles bisher dagewesene in den Schatten. Ihr müsst euch das so vorstellen, dass wir zum Beispiel morgens mit dem Buggy in die Krippe kommen, das Kätzchen ihre Bezugserzieherin sieht und sofort zu ihr will. Kein Problem, sie darf aussteigen und macht dies auch wie gefordert alleine und ohne Hilfe.

1Soweit so gut, doch man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, denn von einer Sekunde auf die andere bricht der Tornado los und es steht ein zutiefst betrübtes Kätzchen vor mir, das wieder einsteigen will, den Buggy aufräumen möchte und sich nur schwer beruhigen lässt. Ja, wir sind von der Routine abgewichen, denn eigentlich parken wir immer erst den Buggy in der Tiefgarage, aber da sie selbst aussteigen wollte, dachte ich, dass sich eben der Plan für heute geändert hätte. Aber das Denken kann ich mir an dieser Stelle wohl das nächste Mal sparen!

12Doch der Plan hat sich eben nicht einfach mal so geändert. Unser Gewohnheitstier möchte bei der Routine bleiben, auch wenn zunächst eine andere Entscheidung im Raum stand. Kommando zurück war nun aufgrund fortgeschrittener Zeit allerdings nicht mehr möglich und ich musste darauf bestehen, dass wir bei der Planänderung bleiben und das Kätzchen direkt und ohne Umwege in die Krippe geht. An Schuhe ausziehen war bei einem Kätzchen, getarnt als tosender Tornado kaum zu denken. Es hatte ein bisschen was von David gegen Goliath.

2Ihr könnt euch vorstellen, dass ich seitdem darauf bestehe, den Buggy unter allen Umständen zuerst in der Tiefgarage zu parken! Vom Plan wird hier an dieser Stelle ganz sicher nicht mehr abgewichen! Es gibt ja schließlich noch genügend Fettnäpfchen und Stolperfallen in die wir ungeahnt treten könnten.
Zum Beispiel an der Hand über die Straße gehen. Es wird grün und ich fordere die Hand ein, doch mir entgegnet massiver Widerstand. Wir gehen natürlich trotzdem über die Straße und ich zerre das tobende Kätzchen quasi hinter mir her, damit auch ja jeder Passant in unmittelbarer Umgebung auf uns aufmerksam wird.

6Nun könnte man annehmen die Situation würde sich am auf der anderen Straßenseite beruhigen, doch da hat man die Rechnung ohne das Kätzchen gemacht. Denn diese kleine Dame möchte nun das An-der-Hand-über-die-Straße-gehen gerne bei Rot wiederholen und fordert meine Hand ein, will loslaufen, ungeachtet dessen, ob Autos kommen. Ich verstehe ja, dass sie es nun richtig machen will, aber führt der Umstand, dass wir nun nicht mehr über die Straße laufen können erneut zu einem nur schwer in den Griff zu bekommenden Tornado.

3Ein weiters Szenario wäre der Ausflug mit ihrem neuem Laufrad, bei dem sie sich auf halber Strecke dazu entscheidet, nicht mehr mit dem Rad fahren zu wollen und mich vor die Wahl stellt, ob ich sie oder das Laufrad an Ort und Stelle stehen und liegen lasse, denn beides tragen funktioniert logistisch und aufgrund mangelnder Kraft einfach nicht. Doch ist dieser Umstand für das Kätzchen nur schwer zu verstehen und ertragen, so verbringen wir gut 20 Minuten auf dem Gehweg sitzend und wartend, bis sich der Wind gelegt hat und wir endlich in das nur wenige Meter entfernte Zuhause zurückkehren können. Für das nächste Mal habe ich mir einen Tragegurt für das Laufrad besorgt, man weiß ja nie…

15Es ist, als ob beim Kätzchen täglich mehrere Kartenhäuser zusammenfallen und die Welt sie immer wieder aufs Neue zutiefst überrascht und enttäuscht. Ich bin ja nun grundsätzlich geduldig und bemüht, ihre Erschütterung so gut wie möglich im Vorfeld abzuwenden oder dann eben aufzufangen, doch geraten wir beide hier doch des Öfteren an unsere Grenzen und verstehen die Welt nicht mehr. Es ist ein bisschen, als ob wir beide in der Trotzphase wären. Ich sehne mich ein wenig nach der unkomplizierten Zeit zurück, in der man dem Kätzchen vorschlagen konnte, was man wollte und sie freudestrahlend und zustimmend ihr Einverständnis gab. Und sie sehnt sich wahrscheinlich nach der Zeit zurück, als für sie noch alles einen Sinn machte und sie nicht von ihren eigenen willkürlichen Ideen übermannt wurde. Eine zeit in der für uns beide der Alltag noch eine geregelte Ordnung hatte und wir uns auf sicherem Terrain bewegten, wohingegen jetzt jeder Schritt – jedes Wort – einem Spaziergang durch ein Minenfeld gleicht.

16Dass das Kätzchen einen starken Willen hat, ist uns schon länger bewusst und wohl auch mit Auslöser für die nun un-einschätzbaren Meinungswechsel mit unvorhersehbaren Folgen. Nun ist es aber natürlich nicht so, dass wir den Tag über nur noch kämpfen, sondern grundsätzlich die Zeit friedlich und mit der gleichen Weltvorstellung verbringen, immer darauf bedacht seine Kräfte für den nächsten Einsturz des Kartenhauses und folgenden Tornado zu sammeln und sich auf die strikte Einhaltung von Gewohnheiten und Ritualen zu konzentrieren!

Ich bin gespannt, wie die Woche verläuft, wenn das Kätzchen feststellt, dass wir statt in die Musik – aufgrund der Sommerpause – von nun an ins Kinderturnen gehen. Von entschlossener Begeisterung bis zu massiver Verweigerung alles möglich… Wir hoffen das Beste und genießen jede Minute Sonnenschein, bevor wieder dunkle Gewitterwolken aufziehen. Habe ich hier „Leidensgenossen“?

Eure Katze

Schnitt: Nore Dress von Compagnie M.

Stoff: Kuiske in Puder von Nosh

@ afs, ich näh bio, bio: stoff, sew mini, menschenskinder

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11 Kommentare zu „Nore Dress

  1. Ich bin ganz bei dir 😍Und wünsche euch beiden jede Menge gute Nerven!!! Bei uns zeigt gerade die Kleinste was die Großen ausgelassen haben. Tornado trifft es ganz gut 🙈

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  2. Hier! Ich! Ich kann dir ein Lied von singen- mit sämtlichen Auswüchsen.
    Das Äffchen hat auch schon getobt. Aber vieles ließ sich aussitzen bzw. mit in dem Arm nehmen klären. Aber das Räupchen ist nochmal eine ganz andere Nummer… Sein Onkel nannte ihn mal Mr 1000 Watt wegen seines strahelnden Lächelns. Ich nenne ihn seitdem, wenn er mal wieder tobt Mr 1000 Volt. Das sagt schon alles, oder?
    Vieles ist mittlerweile vorhersehbar. Und wenn es uns doch erwischt, dann geht es lange und laut. Und bei ihm gibt es kein Patentrezept, außer er bekommt seinen Willen, was natürlich nicht immer geht.
    Was beim Äffchen zu einer deutliche Minimierung der Ausbrüche geführt hat, war darauf zu achten, dass er keinen Hunger hat und nicht zu müde ist. Damals hatte ich häufig einen Sicherheits-Snack dabei. Beim Räupchen hilft es leider nix. Der pfeffert dir das Ding nur um die Ohren…
    Aber wie gesagt es pendelt sich ein. Man erkennt irgendwann die Gefahren und beide lernen besser damit umzugehen. 😉
    Liebe Grüße Miriam
    PS: Das Noredress ist übrigens toll geworden. Ich denke, dass ich den Schnitt für mich durchaus auch nähen könnte. Mal sehen…

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    1. Liebe Miriam, Mr 1000 Volt ist klasse 😀 Bei uns ist es wirklich die strikte Einhaltung von Routine und Gewohnheiten, was zur Entspannung aller beiträgt – natürlich gibt es immer noch Gefahrenherde, aber diese sind dann weitaus weniger dramatisch 😉 Vielen Dank dir, ich überlege auch schon, mir ein großes Nore Dress zu nähen!

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  3. Ohje, das klingt ja nach ziemlich aufregenden und anstrengenden Phasen! Bisher hält es sich bei uns wirklich in Grenzen, wobei ich solche „Tornados“ auch kenne und manchmal gar nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.
    Das Kleid ist toll und vor allem das letzte Bild, wie sie die Blümchen darin verstaut!:)

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    1. Vielen lieben Dank dir, Kathrin! Aufregend trifft es wohl auch sehe gut 😉 Ja, ich gehe damit in der Regel sehr gelassen um, sitze es aus, warte ab und beruhige sofern möglich und gewünscht, doch manchmal unterliegen wir eben zeitlichem Druck oder so, da geht das dann nicht immer so gut… Ja, das mit den Gänseblümchen war der Hit, zumal ich dann vergesse hatte sie raus zu holen und erst Tage später beim Wäsche sortieren die vertrockneten Überreste gefunden hatte 😀

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      1. Ja so gehe ich die Sache auch an, aber wie du sagst, manchmal geht es einfach nicht im Tempo der Kinder..
        Oh 😉 schade um die Gänseblümchen!

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  4. Liebe Stephie, das Kleid ist schön geworden! In Bezug auf die Trotzphase denke ich, dass man die ein oder andere Episode einfach aussitzen muss, so wie du es gemacht hast mit dem Laufrad. Nach einer kurzen Weile sieht die Welt dann wieder ganz anders aus…
    LG Amely

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    1. Vielen Dank dir! Zum Glück sieht die Welt bei diesen kleinen Erdenbürgern quasi minütlich schon wieder anders aus und man kann ihr nicht lange böse sein sowie auch sie nicht lange böse ist, sondern wir starten dann einfach wieder neu in den Tag und genießen was uns noch so erwartet 😉

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  5. Hallo Stephie, ein super-süßes Kleidchen hast du da gezaubert. Und fürs Trotzen wünsch ich dir viel (Engels)Geduld. Auch wenn man es im Moment vielleicht nicht glauben mag, ist das Trotzen super wichtig für die Entwicklung der Kleinen. Also kräftig Durchatmen und „dankbar sein“ ;-). Danke für das tolle Nähbeispiel und das Verlinken bei meiner Biostoff-Linkparty auf Selbermachen macht glücklich. Glg, Birgit

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    1. Vielen lieben Dank dir, Birgit! Ja, ich weiß, dass das Trotzen und die Autonomie sehr wichtig sind und man diese Erfahrung den Kleinen nicht nehmen soll, deswegen fällt es mir in den meisten Fällen auch leicht, damit gelassen umzugehen, auch wenn ich die Zusammenhänge ihrer Tornados nicht immer verstehen oder nachvollziehen kann, merke ich schon, wie wir beide gestärkt aus der Situation raus gehen 😉 Ich bin immer wieder gerne Gast bei deiner Linkparty ❤

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