Lange nichts mehr aus der Reihe Näh-Krimi gelesen? Dann hab heute was für euch, denn wie manchmal ein anfangs simples Projekt zum bisher aufwändigsten werden kann, gibt sich schneller als gedacht! Aber angefangen hat alles mit der Idee für einen kuscheligen Oversize-Mantel oder -Jacke, die mich durch die doch ab und an sehr frischen und kalten Herbstvormittage retten könnte. Schnell gefunden hatte ich dann den Stoff meiner Wahl auch, ein Merino-Walk von Hilco in hellem grau. Und die Suche nach dem passenden Schnitt verlief auch erstaunlich gut und schnell, denn mit dem richtigen Stichwort kam ich zum Cocoon Jacket und war überzeugt davon, dass das meine Jacke für den Herbst wird und sie ganz fix genäht sein würde.
Dann funkte noch die Idee dazwischen, einen Reißverschluss einzusetzen, denn wenn ein Wind geht, will ich die Hände in den Taschen verstecken können und nicht umständlich die eigentlich offen geschnittene Jacke zuhalten. Los ging es in den örtlichen Einzelhandel, wo ich kurzerhand noch einen geeigneten Futterstoff mitnahm und letztlich alle benötigten Zutaten vorhanden waren und das große Nähen starten konnte.
So weit so gut, doch meine Idee, die gesamte Jacke mit dem Futterstoff auszustatten stellte sich trotz Rückenfalte im Futter schnell als blöde Idee heraus, denn die fast fertig genähte Jacke hatte ihre Form total verloren und der Schnitt kam überhaupt nicht so heraus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Also hieß es das Futter am Rücken wieder heraustrennen. Das Schnittmuster sah eigentlich nur ein Futter an der Frontpartie vor, doch ich wollte unbedingt das Futter in den Ärmeln erhalten, damit ein schnelles An- und Ausziehen möglich ist.
Nach Heraustrennen des Futters dann eine weitere Anprobe und ja, der Sitz war nun besser und gefiel mir. Doch was war da mit der Front? Ich würde die Jacke nicht schließen können, da sie zu eng war… Ja, da holte mich mal wieder mein „gebährfreudiges“ Becken auf den Boden der Tatsachen. Trotz der weiteren Passform an der Hüfte und der Abgleich mit der Maßtabelle fehlten gut 15cm, um einen bequemen Sitz mit Reißverschluss zu gewährleisten. Verdammt nochmal…
Ich hätte wirklich heulen können. Ständig habe ich Probleme dadurch, dass sich meine Konfektionsgröße von Taille und Hüfte so massiv (gut und gerne 2 Größen) unterscheiden und mir einen Strich durch die Rechnung machen. Das konnte doch wirklich nicht wahr sein, dass auch dieses Projekt zum Scheitern verurteilt war, wie so manches Kleid, das zur Bluse gekürzt werden musste oder in der Ufo-Box ein endloses Dasein fristet.
Doch dieses Mal wollte ich so schnell nicht aufgeben, meine Vorstellung wollte mir einfach nicht aus dem Kopf! Schnell nochmal den Bestand an Rest-Stoff geprüft und kurzerhand die Front neu und weiter zugeschnitten. Hier bewährt es sich einmal mehr, dass ich beim Zuschnitt ein Sparfuchs bin und wirklich keinen Zentimeter verschwenden will. In der Regel liegt der überflüssige Rest ungenutzt herum oder wird für das Kätzchen verarbeitet, doch dieses Mal sollte mir die Taktik mal so richtig den A….. retten – im wahrsten Sinne!
Und was soll ich sagen, der Plan ging auf! Nur noch den Reißverschluss einsetzen und die letzten Nähte schließen, Anprobe und ein zufriedenes Gesicht beim Blick in den Spiegel! Geschafft und alle Hürden gemeistert. Die Nähte des Einsatzes für die Taschen an der Front treffen sich trotz Reißverschluss auf den Punkt, die Passform sagte mir zu und ich fühlte mich wohl!
Und soll ich euch was verraten, der Walk verzeiht so manch – wiederholt – aufgetrennte Naht, franst nicht aus, fusselt nicht und ist einfach nur kuschelig weich und angenehm zu tragen, so könnte ich mich tatsächlich mit den kälter werdenden Temperaturen anfreunden… eventuell… ganz vielleicht irgendwann…
Und ja, wer richtig hin geschaut hat, kann unter dem Mantel tatsächlich eines meiner neuen Streifen-Shirts entdecken, welches ich schon vergangenen Freitag zum #flatlayfridiy gezeigt habe. Ich hatte da neulich mal einen kleinen Anfall von Stoff-Abbau und habe mir ein paar Basics in Form eines Plantain Tee gegönnt, die mich nun auch gerne durch den Herbst begleiten dürfen!
So, für mich war das nun erst mal wieder genug Krimi und ich widme mich lieber wieder gewohntem Gebiet, wie weiteren Shirts und Kindersachen.
Doch ich muss zugeben, so langsam merke ich, wie meine Ansprüche steigen und das simple Zusammennähen eines Shirts kaum mehr Reiz bietet, sondern hier und da eine kleine Herausforderung sein darf. Also falls ihr Tipps habt, für Schnitte, die ich unbedingt nähen sollte, bei denen meine Figur auch wieder eine tragende Rolle spielen wird und bei denen ich mir auf jeden Fall ein Bein ausreisen würde, damit das Endergebnis mich umhaut, bitte immer her damit!
Eure Katze
Stoff: Merino-Walk in Hellgrau von Hilco (Kooperation)
Schnitt: Cocoon Jacket von Sew Different (mit vielen Änderungen)
Liebe Stephie,
ich mag Deine Texte…..besonders diesen.
Ich kann mich auch sehr gut reinversetzen. Letztendlich hat sich Deine viele Arbeit wirklich gelohnt und Du hast eine wunderschöne, kuschlige Jacke.
Ich wünsche Dir viel Freude beim Tragen.
Ganz liebe Grüße Katrin
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Der Teufel steckt im Detail, aber du hast es prima hinbekommen 🙂
Dein Mantel gefällt mir sehr gut!
Lieben Gruß
Sarah
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