Amazonas

Nachdem der Kater nun meinte, ich hätte in in meinem letzten Blogpost bezüglich seiner Fähigkeiten an der Waschmaschine und meines nicht mehr tragbaren Pullovers verunglimpft, musste dies natürlich wieder irgendwie gut gemacht und entschädigt werden. Und nur gut, dass ich seit über einem Jahr versuche einen selbst genähten Hoodie an den Mann zu bringen, dieser aber der Meinung ist, er habe genügend davon und brauche gerade keine neuen Sachen.

87Habt ihr auch solch ein sparsames Exemplar zu Hause? Früher, bei regelmäßigen Shopping-Touren war das geradezu niederschmetternd und frustrierend für mich, wenn ich nicht einmal ein schönes Shirt an ihn heran brachte ohne dass er mit den Kommentaren „ich brauche gerade kein Shirt“ oder „so eins habe ich doch schon“ einem in den Ohren lag. Damals ärgerte mich das oft regelrecht, war ich doch so gerne unterwegs in diversen Läden und kleidete mich neu ein, doch alleine macht es eben nur halb so viel Spaß.

91Heute sehe ich das ganze ein wenig anders und kann seine zurückhaltende und sparsame Art und Weise an Kleidung heranzugehen gut nachvollziehen und damit gut mit gehen. Ich brauche jetzt nicht mehr das Neueste vom Neuesten und die Saisonware, die gerade total „in“ ist im Kleiderschrank. Da hat sich im letzten Jahr einfach einiges geändert und ich weiß ehrlich gesagt schon gar nicht mehr wie eine Umkleidekabine von innen aussieht. Und hier hat nicht nur das Nähen zu einem Wandel beigetragen, sondern auch vor allem der Kater, der mir geholfen hat, meine Sicht der Dinge zu verändern, bewusster einzukaufen und auch mal ein paar Euro mehr für qualitativ hochwertige und faire Produkte in die Hand zu nehmen, statt der „Fast Fashion“ zu verfallen.

97Man könnte sagen, mein Kater praktiziert schon immer „Slow Fashion“ und ich habe es gar nicht bemerkt, nicht wahrgenommen oder als solche erkannt. Ich habe es immer als Faulheit und unmodisches Bewusstsein abgetan. Doch ist sein Schrank gefüllt mit Kleidung, die er gerne trägt, die keinen vorgeschriebenen Trends folgt, sondern zeitlos ist und ihn Jahr für Jahr kleidet. Da kann ich noch viel lernen und mir die ein oder andere Scheibe abschneiden.

93Denn mein Kleiderschrank kann da mit vielen nur einmal getragenen Teilen, diversen Schrankleichen und unzähligen Shoppingsünden keinesfalls mithalten. Ich gebe mir Mühe, dieses Großprojekt Schritt für Schritt anzugehen und meinen Kleiderschrank ordentlich auszumisten, auf Basics und zeitlose Kleidung zu fokussieren und mit gezielten Eye-Catchern und Must-Haves zu bestücken. Denn ganz ohne das gewisse Etwas geht es dann bei uns Frauen ja irgendwie doch auch wieder nicht.

94Aber zurück zum Kater, denn der sollte nun endlich mal einen Hoodie erhalten, den ich ihm genäht habe. Ich gebe zu, ein kleines bisschen Respekt hatte ich vor dem Projekt schon, denn ganz so einfach ist es ja nicht, für andere zu nähen – wenn man mal von Kinderkleidung absieht – und den Geschmack sowie die Passform des anderen zu treffen. Meine Stoffwahl stimmte ich aber tatsächlich erst nach dem Kauf mit dem Kater ab, denn ich hatte da so eine Idee im Kopf, die ich mir nicht durch ein „du meinst Altrosa steht mir?“ ausreden lassen wollte.

85Zu meinem Glück kam hinzu, dass meine Hummeln an einem neuen Schnitt tüftelten, der eben ein schlichter Hoodie werden sollte. Und das war die Gelegenheit, nicht lange zu fackeln, sondern darauf loszulegen. Denn Amazonas ist quasi das Murmeltier für Große oder auch das Amsterdam der Herren. Ich kannte mich also mit der grundsätzlichen Materie aus und musste nur noch mit der Bauchtasche klar kommen, was aber auch nicht weiter eine ernst zu nehmende Hürde darstellte. Das ganze mit ein paar abgesteppten Nähten und einer eingezogenen Kordel in der Paspel der Kapuze versehen und ich hatte meine Idee des Hoddies für den Kater in die Tat umgesetzt!

96Jetzt musste er nur noch passen, doch auch diese Zitterpartie verlief reibungslos und auch das Urteil und endgültige Fazit des Katers fiel zufriedenstellend aus! Und so trägt er seinen neuen Begleiter stolz und macht mich damit auch sehr stolz!
Doch als er sich direkt danach wünschte, dass ich ihm als nächstes ein Hemd nähe, musste ich doch etwas schlucken – und an meine immer noch unfertige Carme Blouse denken – und ihm schonend beibringen, dass wir lieber noch kleine Brötchen backen sollten, wie gleich mit der Hochzeitstorte weiter zu machen.

Eure Katze

Stoff: Lebenskleidung Sweat in Altrosa meliert und passendes Bündchen
Schnitt: Amazonas von Hummelhonig (Bauchtasche leicht verkürzt und Schnitt tailliert)

@ creadienstag, dienstagsdinge,  aws, Ich näh Bio, bio: stoff

7 Kommentare zu „Amazonas

  1. Liebe Stephie, der Kapuzenpulli ist wirklich klasse geworden! Diese abgesteppten Nähte in Kombination mit der rustikalen Kordel und dem Melange-Stoff machen echt was her! Wie hast du denn das mit den Nähten genau gemacht? Das würde mich echt interessieren:)
    Liebe Grüße,
    Amely

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      1. Danke für den Tipp! Eine Frage hätte ich noch: Woher hast du denn die schönen Kordeln? Genau solche suche ich nämlich noch:)
        Das mit der Shopping-Unlust kenne ich nur zu genau. Aber da ich auch nicht die Shopping-Queen bin, sondern nur kaufe, wenn es unbedingt sein muss, passt es gut. Nur bei Stoff werde ich wirklich schwach:)
        Liebe Grüße,
        Amely

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      2. Liebe Amely, sehr gerne! Ich kann es wirklich nicht mehr genau sagen, wahrscheinlich habe ich sie irgendwann irgendwo mal im Einzelhandel mit, sie fristen jedenfalls schon ein längeres Dasein in der Zubehör-Kiste 😉 Stoff kaufen geht immer, egal wie oft ich mir vornehme, diesen Monat nichts zu kaufen, steht schon die nächste Lieferung parat 😀

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      3. O ja, genau so geht es mir auch:) Stoff-Abstinenz geht gar nicht:) Naja, so lang das das einzige Suchtmittel ist, ist eigentlich alles in Ordnung, oder? LG Amely

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